Der Patient muss Mensch bleiben
Professor Rolf Schneider im Gespräch über Medizinethik, das Gesundheitssystem und den Felix-Koßmann-Preis
Prof. Rolf Schneider war lange Jahre Geschäftsführer der URSAPHARM Arzneimittel GmbH und Vizepräsident der IHK und VSU. Er ist zudem Mitglied des Ältestenrates des BPI (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie) sowie Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und trägt bis heute mit großem ehrenamtlichen Engagement dazu bei, dass sich das Saarland zu einem dynamischen und innovativen Wirtschaftsstandort in Europa entwickelt. Prof. Schneider ist Mitglied der ersten Stunde beim Kuratorium Felix-Koßmann-Preis.
Herr Professor Schneider, 1992 wird der Felix-Koßman-Preis aus der Taufe gehoben. Erst zehn Jahre später wird die Medizinethik in den Fächerkanon der neuen Approbationsordnung für angehende Ärztinnen und Ärzte aufgenommen. Kann man URSAPHARM als Wegbereiter einer Entwicklung hin zur kritischen Auseinandersetzung mit ethischen Fragen in der Medizin bezeichnen?
Die medizinische Ethik, die sich aus der ärztlichen Ethik entwickelt hat, betrifft alle im Gesundheitswesen tätige Personen, Institutionen und Organisationen, aber insbesondere den Patienten. Seit Jahrzehnten gibt es Ethikkommissionen, die sich mit unterschiedlichsten Themen der medizinischen Ethik befassen, sei es die Selbstverpflichtung der Ärzte bezüglich ihrer ärztlichen Tätigkeit, ihres Verhältnisses zum Patienten oder dem Umgang mit knappen Ressourcen im Gesundheitswesen. Mit dem Felix-Koßmann-Preis wollte und will das Haus URSAPHARM Wegbereiter und Wegbegleiter für eine neue Kultur der Sorge um den Patienten sein. Der Preis soll bei allen Beteiligten im Gesundheitswesen, also nicht nur den Ärzten, sondern auch den Krankenschwestern, Pflegern, Seelsorgern und weiteren Personen, das Bewusstsein wecken, dass auch die Menschlichkeit, die menschliche Zuwendung ein wichtiger Faktor im Heilungsprozess ist.
Brauchen wir eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems? Was wären in Ihren Augen wichtige Eckpfeiler für die Entwicklung eines humaneren Systems?
Die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen sollten den Beteiligten im Gesundheitswesen und den Patienten hohe Freiheitsgrade bei der Auswahl qualitätsgesicherter, individueller therapeutischer sowie präventiver Optionen für alle Therapierichtungen sichern. Dazu gehört aber auch die Eigenverantwortung für eine gesundheitsbewusste Lebensführung, wie auch die Stärkung des Verbraucherschutzes durch Qualitätssicherung beim Arzneimittelhandel und bei gesundheitsbezogener Werbung.
Sie selbst sind kein Mediziner, sondern Ökonom. Können wir uns ein besseres Gesundheitssystem überhaupt leisten?
Der ehem. Bundespräsident Johannes Rau sagte in einer Rede 2004 in Bremen: ‚Gesundheit ist keine Ware, Ärzte sind keine Anbieter und Patienten keine Kunden.‘ Ich darf hinzufügen: Gesundheit und Krankheit sind Wertebegriffe, bei denen der ökonomische Aspekt in den Hintergrund treten sollte. Dennoch stehen angesichts der prognostizierten demografischen Entwicklung die steigenden Kosten immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion über die Zukunft des Gesundheitswesens. Angesichts eines Finanzpolsters von zur Zeit mehr als 28 Mrd. Euro der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gibt es keinen Spar- oder Kostendruck, so dass die Finanzierbarkeit gesichert wäre. In unserem solidarisch orientierten und finanzierten Gesundheitssystem profitieren viele Menschen vom medizinischen Fortschritt. Sie leben länger und bleiben länger gesund. Dennoch ließe sich das Finanzpolster noch wesentlich erhöhen durch eine konsequente Trennung von Versicherungs- und Umverteilungsaufgaben in der GKV z. B. durch die dauerhafte Verlagerung versicherungsfremder Leistungen in das Steuersystem und der Entlastung der GKV durch den Abbau von „Verschiebebahnhöfen“.
Sie sind 75 Jahre jung und hätten nach vielen erfolgreichen und arbeitsamen Berufsjahren jetzt eigentlich Zeit, dem Müßiggang nachzugehen. Wir wissen aber, dass Sie nach wie vor in zahlreichen Organisationen, Kuratorien und Verbänden ehrenamtlich tätig sind. Was ist Ihre ganz persönliche Triebfeder für Ihr überdurchschnittliches persönliches Engagement, auch für den Felix-Koßmann-Preis?
Erlauben Sie mir zunächst den Hinweis, dass das Bild des Ruheständlers, der sich von sozialen Aufgaben abwendet, um in Ruhe alt zu werden, überholt ist. Eine Forsa-Umfrage hat ergeben, dass sich 24 Prozent der Menschen ab 60 Jahren noch ehrenamtlich engagieren. Diese Bereitschaft in der Freizeit etwas Sinnvolles zu tun und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, ist auch bei mir vorhanden und hat mich dazu veranlasst, u.a. weiterhin im Kuratorium des Felix-Koßmann-Preises mitzuwirken.
Herr Professor Schneider, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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