Der Patient muss Mensch bleiben

alt 29.05.2015 alt 0
Der Patient muss Mensch bleiben

Professor Rolf Schneider im Gespräch über Medizinethik,  das Gesundheitssystem und den Felix-Koßmann-Preis

Prof. Rolf Schneider war lange Jahre Geschäftsführer der URSAPHARM Arzneimittel GmbH und Vizepräsident der IHK und  VSU. Er ist zudem Mitglied des Ältestenrates des BPI (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie) sowie Träger des  Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und trägt bis heute mit großem ehrenamtlichen Engagement  dazu bei, dass sich das  Saarland zu einem dynamischen und innovativen Wirtschaftsstandort in Europa entwickelt.  Prof. Schneider  ist Mitglied  der ersten Stunde beim Kuratorium Felix-Koßmann-Preis.

Herr Professor Schneider, 1992 wird  der Felix-Koßman-Preis aus der Taufe  gehoben. Erst zehn Jahre später wird  die Medizinethik in den Fächerkanon  der neuen Approbationsordnung für  angehende Ärztinnen und Ärzte aufgenommen.  Kann man URSAPHARM  als Wegbereiter einer Entwicklung  hin zur kritischen Auseinandersetzung  mit ethischen Fragen in der Medizin  bezeichnen?

Die medizinische Ethik, die sich aus der  ärztlichen Ethik entwickelt hat, betrifft  alle im Gesundheitswesen tätige Personen,  Institutionen und Organisationen,  aber insbesondere den Patienten. Seit  Jahrzehnten gibt es Ethikkommissionen,  die sich mit unterschiedlichsten Themen  der medizinischen Ethik befassen,  sei es die Selbstverpflichtung der Ärzte  bezüglich ihrer ärztlichen Tätigkeit,  ihres Verhältnisses zum Patienten oder  dem Umgang mit knappen Ressourcen  im Gesundheitswesen. Mit dem Felix-Koßmann-Preis wollte und will das  Haus URSAPHARM Wegbereiter und  Wegbegleiter für eine neue Kultur der  Sorge um den Patienten sein. Der Preis  soll bei allen Beteiligten im Gesundheitswesen,  also nicht nur den Ärzten,  sondern auch den Krankenschwestern,  Pflegern, Seelsorgern und weiteren Personen,  das Bewusstsein wecken, dass  auch die Menschlichkeit, die menschliche  Zuwendung  ein wichtiger Faktor im  Heilungsprozess ist.

Brauchen wir eine grundlegende  Reform  unseres Gesundheitssystems?  Was wären in Ihren Augen wichtige  Eckpfeiler für die Entwicklung eines  humaneren Systems?

Die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen  sollten den Beteiligten  im Gesundheitswesen  und den  Patienten  hohe Freiheitsgrade bei der  Auswahl  qualitätsgesicherter,  individueller  therapeutischer  sowie präventiver  Optionen  für alle Therapierichtungen  sichern. Dazu gehört aber auch die  Eigenverantwortung  für eine gesundheitsbewusste  Lebensführung,  wie auch  die Stärkung des Verbraucherschutzes  durch Qualitätssicherung beim Arzneimittelhandel  und bei gesundheitsbezogener  Werbung.

Sie selbst sind kein Mediziner, sondern  Ökonom. Können wir uns ein besseres  Gesundheitssystem überhaupt leisten?

Der ehem. Bundespräsident Johannes  Rau sagte in einer Rede 2004 in  Bremen:  â€šGesundheit ist keine Ware,  Ärzte sind keine Anbieter und Patienten  keine Kunden.‘ Ich darf hinzufügen: Gesundheit und Krankheit sind Wertebegriffe,  bei denen der ökonomische  Aspekt  in den Hintergrund treten sollte.  Dennoch stehen angesichts der prognostizierten  demografischen Entwicklung  die steigenden Kosten immer wieder im  Mittelpunkt der Diskussion über die Zukunft  des Gesundheitswesens. Angesichts  eines Finanzpolsters von zur Zeit mehr als  28 Mrd. Euro der Gesetzlichen Krankenversicherung  (GKV) gibt es keinen Spar- oder  Kostendruck, so dass die Finanzierbarkeit  gesichert wäre. In unserem  solidarisch orientierten und finanzierten  Gesundheitssystem profitieren viele Menschen  vom medizinischen Fortschritt. Sie  leben länger und bleiben länger gesund.  Dennoch  ließe sich das Finanzpolster  noch wesentlich erhöhen durch eine konsequente  Trennung  von Versicherungs- und  Umverteilungsaufgaben  in der GKV  z. B. durch die dauerhafte Verlagerung  versicherungsfremder Leistungen in das  Steuersystem  und der Entlastung der  GKV durch den Abbau von „Verschiebebahnhöfen“.

Sie sind 75 Jahre jung und hätten nach  vielen erfolgreichen und arbeitsamen  Berufsjahren jetzt eigentlich Zeit, dem  Müßiggang nachzugehen. Wir wissen  aber, dass Sie nach wie vor in zahlreichen  Organisationen, Kuratorien und  Verbänden ehrenamtlich tätig sind.  Was ist Ihre ganz persönliche Triebfeder  für Ihr überdurchschnittliches  persönliches Engagement, auch für  den Felix-Koßmann-Preis?

Erlauben Sie mir zunächst den Hinweis,  dass das Bild des Ruheständlers, der sich  von sozialen Aufgaben abwendet, um in  Ruhe alt zu werden, überholt ist. Eine  Forsa-Umfrage hat ergeben, dass sich  24 Prozent der Menschen ab 60 Jahren  noch ehrenamtlich engagieren. Diese  Bereitschaft in der Freizeit etwas Sinnvolles  zu tun und einen positiven Beitrag  zur Gesellschaft zu leisten, ist auch bei  mir vorhanden und hat mich dazu veranlasst,  u.a. weiterhin im Kuratorium des  Felix-Koßmann-Preises mitzuwirken.

Herr Professor Schneider, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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